
VR-Haptik per Exoskelett: "Haptikos"-Handschuh geht in den Verkauf
Die aus Hard- und Software bestehende Haptik-Plattform wurde Anfang des Jahres erstmals vorgestellt und ist ab sofort im Handel erhältlich.
Wie auf Bildern leicht zu erkennen ist, handelt es sich bei "Haptikos" nicht um einen klassischen Haptik-Handschuh aus Kunststoff, in den man mit der Hand hineinschlüpft. Stattdessen besteht das Produkt aus einem Exoskelett, das am Handrücken befestigt ist und über bewegliche Glieder mit den Fingerspitzen verbunden wird.
Laut Hersteller ermöglicht diese Konstruktion eine hohe Bewegungsfreiheit der Fingergelenke sowie eine submillimetergenaue Erfassung von Hand- und Fingerbewegungen. Zudem soll taktiles Feedback simuliert werden. Für später in diesem Jahr ist außerdem eine Funktion zum Erzeugen von Widerstand angekündigt – etwa, wenn die Finger auf virtuelle Objekte treffen.
Haptik-Simulation für Medizin, Militär und Robotik
Durch den Einsatz eines Exoskeletts anstelle herkömmlicher Handschuhe will das griechische Start-up Haptikos eine Reihe typischer Probleme vermeiden: Handschuhe führen oft zu Hitzestau und Schweißbildung, was sie auf Dauer unbequem und unhygienisch macht. Zudem setzen viele Modelle dieser Art auf in den Stoff integrierte Sensoren, die störanfällig sein können, oder auf externe Kameras, die Handbewegungen nicht aus allen Perspektiven erfassen.
Ein weiterer Vorteil des Exoskeletts: Während Handschuhe auf verschiedene Handgrößen abgestimmt sein müssen, entfällt dieses Problem bei Haptikos durch ein Einheitsgrößen-Design, das sich an unterschiedliche Handformen anpasst.
Neu ist die Idee eines Haptik-Exoskeletts allerdings nicht: Auch andere Hersteller haben sich daran bereits versucht – etwa vor einigen Jahren SenseGlove.
Die Haptikos-Geräte bieten eine Akkulaufzeit von bis zu acht Stunden und funktionieren drahtlos. Für die räumliche 3D-Lokalisierung der Hände ist jedoch eine externe Tracking-Lösung erforderlich. Infrage kommen zum Beispiel die HTC Vive Tracker oder die Touch-Controller der Meta Quest, die am Exoskelett befestigt werden.
Zu den Anwendungsszenarien zählen medizinisches Training, etwa zur Simulation chirurgischer Eingriffe, sowie Einsätze in der Robotik, beispielsweise zur präzisen und taktilen Fernsteuerung von Robotern. Auch militärische Schulungen sind denkbar. Prototypen der Geräte werden bereits von Siemens und dem italienischen Rüstungskonzern Leonardo erprobt.
Kompatibel mit Windows und Unity
Die dazugehörige Softwareplattform "Haptik_OS" besteht aus einer App, mit der Nutzer individuelle Profile kalibrieren, Geräteeinstellungen anpassen und Handbewegungsdaten verwalten können. Zusätzlich wird das "Haptikos Unity SDK" mitgeliefert, das die Integration der Exoskelette in XR- und Robotikanwendungen ermöglicht. Die Softwareplattform ist kompatibel mit Windows, OpenXR, SteamVR und Unity.
Haptikos ist ab sofort über die offizielle Website erhältlich. Ein Paar kostet 2500 Euro, hinzu kommt eine jährliche Lizenzgebühr für "Haptik_OS" in Höhe von 1000 Euro.
Damit positioniert sich der Hersteller im unteren Preissegment. Zum Vergleich: Der SenseGlove Nova 2 kostet rund 6000 Euro. Andere Anbieter wie HaptX und Manus geben Preise nur auf Anfrage bekannt.
Für Unternehmen, die erste Erfahrungen mit Haptik-Systemen sammeln möchten, könnte sich die Investition lohnen, auch wenn bestimmte Funktionen wie Widerstand erst zu einem späteren Zeitpunkt verfügbar sein werden.
Für Endverbraucher ist das Exoskelett hingegen weniger interessant, da es bislang keine Spiele oder Anwendungen gibt, die die haptischen Funktionen unterstützen.