
Kubuntu wechselt auf Wayland, neuer Fork von Xorg erschienen
Kubuntu 25.10 wird von Haus aus keine X11-Sitzung mehr bieten; sie bleibt aber nachrüstbar, anders als bei Ubuntu Desktop 25.10, das voll auf Wayland setzen soll. Letzteres hat die seit über einem Jahrzehnt schwelenden Debatten über den Technologiewechsel vom X11 beziehungsweise Xorg Server hin zu Wayland & Co. abermals entflammen lassen; Diskussionsschwerpunkt ist diesmal vor allem der vermeintlich schlechtere Support der Bedienhilfen für eingeschränkte Anwender. Nachdem sich schon eine Weile niemand für die weitere Pflege des Xserver von Xorg gefunden hat, ist derweil nach Diskrepanzen eine "Xlibre" genannte und heftig kritisierte Abspaltung erschienen, die vorerst aber wohl keine sonderliche Bedeutung erfahren wird.
Kubuntu lässt X11-Sitzung beiseite
Knapp zwei Wochen nach der Verkündung des Aus für Xorg bei Ubuntu Desktop 25.10 ließen die Entwickler von Kubuntu nun verlauten, die Unterstützung für die X11-Sitzung bei ihrer auf KDE Plasma setzenden Distribution fallen zu lassen. Rik Mills erklärte in dem Zug, es sei höchst unwahrscheinlich, dass sie die X11-Sitzung bei der 26.04 LTS unterstützen können und äußert Zweifel, ob das nicht schon derzeit der Fall sei. Nutzer können alles zum Betrieb von KDE Plasma mit dem Xserver von Xorg Nötige aber durch die Installation eines Pakets nachrüsten. Wie viele der späteren Kubuntu-Versionen das noch ermöglichen werden, bleibt abzuwarten.
Die KDE-Entwickler haben derweil verkündet, den X11-Modus von KDE-Plasma weiter pflegen zu wollen. Allerdings sollen unkritische Fehler wahrscheinlich unkorrigiert bleiben, sofern nicht jemand dafür bezahlt; neue Features soll die X11-Sitzung nur bekommen, wenn jemand Geld dafür in die Hand nimmt. Aber auch die KDE-Entwickler wollen den Code zum Betrieb mit X-Servern mittelfristig entfernen. Einen Zeitplan dafür gibt es anders als beim Gnome-Projekt aber noch nicht, denn dort soll das wahrscheinlich in den nächsten neun Monaten passieren; ein Entwickler hat kürzlich einige häufige Fragen dazu in einer FAQ beantwortet.
Wayland-Kritiker entdecken Bedienhilfen als (hinkendes!) Gegenargument
Die Zahl der Diskussionen rund um den Technologiewechsel vom Xserver Xorg hin zu Wayland schoss durch die bereits erwähnte Entwicklung jüngst enorm in die Höhe. Als Argument dagegen dienten dabei häufiger Bedienhilfen, die etwa Nutzern mit Sehschwäche eine Nutzung des der Linux-Desktops ermöglichen sollen – und im Wayland-Betriebsmodus von Gnome und KDE angeblich gar nicht oder nur schlechter funktionierten.
Anfangs schien es, als würden Entwickler darauf nicht groß reagieren; das ist eine gängige Herangehensweise, um Zeit mit sinnvolleren Dingen als Taubenschach, Concern Trolls & Co. zu verbringen, was in der Open-Source-Welt schnell passieren kann. Letztlich gab es aber doch zahlreiche Stimmen von Programmierern sowie einigen Nutzern, die auf Bedienhilfen angewiesen sind.
Die Kurzform des Ganzen ist im Groben: Der Support für Bedienhilfen ist bei Wayland und darauf aufbauenden Desktops keineswegs perfekt und definitiv verbesserungswürdig. Das war aber auch beim X11-Modus so. Einige der dort auftretenden Probleme ließen sich dort zudem nie sauber lösen; mit Wayland gelingt das gerade, daher funktionieren manche Dinge beim aktuellen Gnome 48 im Wayland-Modus besser oder nur dort. Gnome 49 soll weiteren Feinschliff bringen und beseitigt damit aus der Sicht zentraler Gnome-Entwickler den letzten triftigen Grund für die Erhaltung des X11-Modus.
Debüt der Abspaltung des Xservers von Xorg
Derweil ist anlässlich der Sommersonnenwende die erste Version des Xservers Xlibre entstanden. Bei ihm handelt es sich um einen Fork des X-Servers Xorg, der weitgehend unabhängig von den jüngsten Entwicklungen bei Gnome, KDE und Ubuntu ist und in den letzten Wochen entstand. Auslöser waren Diskrepanzen: Der Hauptentwickler von Xlibre wollte nach allerlei kleineren und mittlerweile vielfach wieder entfernten Korrekturen tiefgreifendere Umbauten am Xorg-Code vornehmen.
Das missfiel den Betreuern von Xorg unter anderem, weil dadurch die normalerweise stabil gehaltenen Schnittstellen zu Treibern auf inkompatible Weise geändert worden wären. Der spätere Xlibre-Macher wurde schließlich verbannt. Das schiebt dieser wiederholt einer Firma in die Schuhe, die angeblich über Schlüsselpositionen bei Xorg/Freedesktop.org letztlich Wayland durchsetzen und Xorg loswerden will; tatsächlich aber üben Mitarbeiter dieser Firma im zuständigen Gremium jedoch gar keine Mehrheit aus. Der Maintainer von Xlibre fällt zudem an allerlei Stellen mit Aussagen und Herangehensweisen aus dem politisch rechten Spektrum auf und wird daher von vielen Seiten kritisiert.
So oder so wird die Abspaltung vorerst keine größere Bedeutung haben, denn bei solchen Forks warten größere Distributionen zumeist erstmal ab und setzen auf Bewährtes. Was auch möglich ist, denn die für Xorg Zuständigen suchen zwar schon länger vergeblich nach jemandem, der neue Versionen herausgibt, die mehr als nur Korrekturen bringen – kümmern sich zugleich aber durchaus noch darum, Sicherheitslücken mit neuen Versionen von Xorg und zugehörigen Komponenten zu stopfen.