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Sextortion: Inflationsgebeutelte Betrüger erhöhen Forderungen

Sextortion: Inflationsgebeutelte Betrüger erhöhen Forderungen

IT-Sicherheitsforscher beobachten Preissteigerungen bei aktuellen Betrugsmaschen mit Sextortion-E-Mails. Offenbar sind auch die Betrüger inflationsgebeutelt und brauchen mehr Geld.

Davon berichtet Malwarebytes in einem aktuellen Blog-Beitrag. Solche Betrugsmails laufen häufig in Wellen in die Postfächer von Empfängern ein, die IT-Sicherheitsforscher nennen typische Anreden wie "Hello pervert". Die Absender behaupten üblicherweise, die Empfänger bei ihren Online-Bewegungen beobachtet und bei schlüpfrigen Aktivitäten erwischt zu haben, die lieber im Privaten blieben. Im Klartext lauten die Behauptungen meist, dass potenzielle Opfer angeblich beim Anschauen pornografischen Materials erwischt wurden und es Aufnahmen davon gebe, was sie geschaut und dabei gemacht hätten.

Erpressung mit Zahlungsforderungen

Damit die Erpresser diese Aufnahmen nicht an die Leute auf der E-Mail- und Social-Media-Kontaktliste weiterverbreiten, sollen Empfänger ihnen Geld zahlen. Der Tonfall sei allgemein bedrohlich, manipulativ und darauf ausgerichtet, Angst und Dringlichkeit zu provozieren, erklären Malwarebytes Mitarbeiter. Das Unternehmen beobachte, dass diese E-Mails ein großes Problem darstellen, da tausende Besucher wöchentlich auf deren Webseite kommen und Informationen zu Sextortion-Mails suchen. Eine jüngst empfangene Mail fiel den IT-Forschern jedoch besonders auf.

Dort behaupten die Absender, den Empfängern von ihrem eigenen Microsoft-Konto aus die Mail zu senden. Dahinter verbirgt sich die einfache Möglichkeit, Absenderadressen zu fälschen. Der Mailtext macht Verweise auf die Pegasus-Spyware, von der die Opfer sicherlich gehört hätten, die auf Computern und Smartphones installiert werden kann und Hackern ermögliche, die Aktivitäten der Geräteinhaber zu verfolgen. Dabei erlaube die Spyware Zugriff auf Webcam, Messenger, E-Mails und so weiter; das sei auf Android, iOS, macOS und Windows lauffähig. Der Mailtext baut damit bereits Druck auf, dass eine Spyware auf irgendeinem Gerät des Opfers offenbar lauffähig sei.

Weiter behaupten die Täter, bereits vor einigen Monaten diese Spyware auf allen Geräten des Empfängers installiert und danach Einblick in alle Aspekte des Privatlebens erhalten zu haben. Besonders wichtig sei dem Erpresser jedoch, dass er viele Videos "von dir beim Selbstbefriedigen zu kontroversen Pornovideos" gemacht habe. Nach einigen weiteren Volten im Text geht es um eine Ablasszahlung: Für 1650 US-Dollar in Litecoin (LTC), die Opfer auf die Kryptowallet des Betrügers transferieren sollen, lösche er alle Videos und deinstalliere die Pegasus-Spyware. Schließlich bauen die Betrüger zeitlichen Druck auf und geben den Opfern 48 Stunden Zeit.

Besonders falle die Preissteigerung ins Auge, erklärt Malwarebytes. Im April haben Betrüger mit derselben Masche noch 1200 US-Dollar verlangt, im Mai stieg die Forderung auf 1450 US-Dollar. Nun im Juni sind offenbar 1650 US-Dollar fällig. Die Autoren führen weiter aus, dass die Betrüger offenbar einen Preisfindungsprozess durchlaufen, wie er etwa in der Privatwirtschaft nicht unüblich ist. Möglicherweise seien die Betriebskosten gestiegen oder die Erpresser glauben, dass der Wert ihrer Bedrohung der Konsequenzen gestiegen sei.

Solche Erpressungsschreiben sollten Empfänger der Polizei melden. Sie sollten nicht auf enthaltene Links klicken oder Dateianhänge herunterladen.

Die kriminelle Energie und Kreativität der Täter bleiben auf hohem Niveau. In den USA schicken Kriminelle inzwischen gar Bilder aus der Umgebung der Opfer mit. Die Täter können sich jedoch nicht in falscher Sicherheit wiegen. In Australien wurde ein echter Sextortion-Erpresser gefasst und Mitte vergangenen Jahres zu 17 Jahren Haft verurteilt. Von 280 Fällen betrafen dort 180 Minderjährige.