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Russland: Provider blockieren ausländische Inhalte mit 16-KByte-Trick

Russland: Provider blockieren ausländische Inhalte mit 16-KByte-Trick

Russland blockiert offenbar seit Anfang Juni westliche Cloud-Provider und CDNs mit neuen Tricks. Der CDN-Anbieter Cloudflare verzeichnet erheblich weniger Zugriffe aus dem immer stärker abgeschirmten Land und führt das auf heimlich umgesetzte Sperrmaßnahmen zurück. Eine offizielle Bestätigung gibt es jedoch weder von der russischen Regierung noch von den dortigen Internetprovidern.

Eine Analyse des Netzwerkverkehrs nach Russland habe ergeben, dass dieser seit dem 9. Juni 2025 teilweise um fünfzig Prozent eingebrochen sei. Für Nutzer würden betroffene Internetseiten und -dienste de facto unbenutzbar, konstatieren die Netzexperten, denn: Die Filtermaßnahmen lassen nur 16 KByte jeder Datei durch und regeln den Datenverkehr dann ab. Zum Vergleich: Allein das HTML-Dokument der heise-online-Startseite ist 118 KByte groß. Bei Internetnutzern, die aus Russland Webseiten im Cloudflare-CDN abrufen wollen, kommen also nur Bruchstücke an.

Doch nicht nur das Datenvolumen sei stark gefallen, weitere Indizien sprechen laut Cloudflare ebenfalls für eine Blockade: Das "Network Error Logging", freiwillig durch Browser ans CDN übermittelte Fehlerdaten und interne Statistiken. So zeigt ein Fehlerdiagramm die massive Verschlechterung der Netzwerkqualität: Der Paketverlust pendelt sich zwischen 70 und 80 Prozent ein. Für anspruchsvolle Internetanwendungen ist diese Fehlerrate untragbar.

Nicht nur der US-Anbieter Cloudflare ist betroffen, sondern offenbar auch DigitalOcean, Hetzner und OVH. Ob die Blockade nur kurzfristig oder dauerhaft aufrechterhalten wird, ist unklar. Auch steht eine offizielle Bestätigung aus: Weder die russische Regierung noch die mutmaßlich beteiligten Provider haben sich geäußert. Cloudflare gesteht ein, derzeit keine Lösung zu haben – russische Nutzer sollten sich an die dortigen Verantwortlichen wenden, um die Blockade aufzuheben.

Inländische Lösung nutzen - aber welche?

Hinter der Blockade steckt die russische Strategie, möglichst wenig von ausländischen Providern und Internetdiensten abhängig zu sein. Das RUnet, ein autarkes russisches Internet, ist erklärtes Ziel der Regierung, doch gibt es auch kritische Stimmen. Obgleich die Aufsichtsbehörde Roskomnadsor (RKN), die Internet-Blockaden anordnet und ihre Umsetzung überwacht, bereits seit Ende 2024 vor der Nutzung des Cloudflare-CDN warnt, gibt es keine einheimische Alternative zu dem US-Dienst. Bereits im vergangenen November ließ RKN Cloudflare blockieren, seinerzeit aus Protest gegen die Einführung eines neuen TLS-Merkmals zur Erhöhung der Privatsphäre.

Zusätzlich sind seit Kurzem 18 weitere EU-Publikationen in Russland blockiert, berichtet die russische Wirtschaftszeitung Kommersant. Welche das sind, sei nicht bekannt, so der Bericht. Die Blockliste der russischen Telekommunikationsbehörde Roskomnadsor ist derzeit entweder offline oder von außerhalb Russlands nicht aufrufbar. Ob beide Blockaden zusammenhängen, ist unklar.