
RISC-V-Spezialist: Codasip mit Hauptsitz in München will sich aufkaufen lassen
Einer der größten RISC-V-Chipdesigner will sich selbst verkaufen. Codasip hat seinen Hauptsitz in München und weitere Niederlassungen unter anderem in Tschechien, Frankreich und Großbritannien. Die EU fördert die Firma etwa zur Entwicklung von unabhängigen High-Performance-Prozessoren.
Laut eigener Mitteilung soll mindestens eine Firma Interesse an einer Übernahme geäußert haben, woraufhin Codasip den Verkaufsprozess jetzt offiziell eröffnet hat. Der Vorstand zeigt sich offen für eine teilweise oder komplette Übernahme. Schon innerhalb der nächsten drei Monate will Codasip den Verkaufsprozess abschließen.
Laut The Register soll Codasip im Jahr 2024 knapp 89 Millionen US-Dollar umgesetzt haben – nach aktuellem Umrechnungskurs etwa 75 Millionen Euro. Die Einnahmen kommen hauptsächlich von Lizenzen an Kunden, die Codasips Rechenwerke einsetzen wollen. Zum Vergleich: Der RISC-V-Primus SiFive soll laut Bloomberg 2024 rund 60 Millionen US-Dollar durch Lizenzen und 180 Millionen US-Dollar durch sogenannte Royaltys eingenommen haben. Royaltys sind Gebühren, die Lizenznehmer pro verkauften Chip mit SiFive-Technik zahlen.
Im Falle von SiFive tauchten im Frühling auch Gerüchte über eine potenzielle Übernahme auf. Im Gespräch war Huawei aus China als möglicher Kandidat. Andererseits hat SiFive erst im Herbst 2024 eine Tochterfirma in China gegründet namens Shanghai Xinwu Technology. Auch die chinesische Firma StarFive kooperiert mit SiFive, etwa beim SoC JH7110.
Codasip beschäftigt laut eigenen Angaben rund 250 Mitarbeiter, davon 57 Prozent Hardware- und 30 Prozent Software-Ingenieure. Der Entwickler zeigt sich auch offen für Käufer, die die RISC-V-Technik ausschließlich intern verwenden und nicht mehr extern lizenzieren wollen.
Hunderte Millionen Euro EU-Förderungen im Paket
Die Firma will sich insbesondere durch mögliche EU-Förderungen für eine Übernahme attraktiv machen. Von den bisher zugesagten 119 Millionen Euro soll erst ein kleiner Teil geflossen sein. In nachfolgenden Phasen erwartet die Firma weitere 210 Millionen Euro Förderungen. Das ergibt 319 Millionen Euro. Durch die Teilhabe an Konsortien und Projekten seien 51 Millionen Euro und mehr in kommenden Finanzierungsrunden drin. "Zu angemessenen Bedingungen" sollen alle Förderungen an einen Käufer übertragbar sein.
Neben leistungsstarken RISC-V-Prozessoren entwickelt Codasip auch Automotive-Technik für Fahrzeuge, gegen Speicherangriffe abgesicherte CPUs mit Capability Hardware Enhanced RISC Instructions (CHERI) und eigene Tools zur elektronischen Designautomatisierung (EDA).