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Apples Entwicklerkonferenz 2025: Viel Kleinvieh

Apples Entwicklerkonferenz 2025: Viel Kleinvieh

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Die dunklen Wolken wollen nicht abziehen über dem Hause Apple: Nach einer Kartellrechtsklage des US-Justizministeriums gegen Alphabet dürfte Apple untersagt werden, Google weiterhin den Platz als Standardsuchmaschine auf den iGeräten zu verkaufen. Fachleute schätzen den Deal auf 20 Milliarden US-Dollar jährlich (umgerechnet rund 17,4 Milliarden Euro). Weltweit fordern Regulierer weitere Öffnung seiner Betriebssysteme für Mitbewerber, was auch die Einnahmen aus Apples App Store mindert. Und die Einfuhrzölle der US-Regierung auf im Ausland gefertigte Apple-Produkte dürften die Einnahmen zusätzlich drücken.

Dabei schluckten Großprojekte Milliarden US-Dollar, spielen aber nichts (wie das eingestellte Autoprojekt) oder nur Cents ein (die Computerbrille Vision Pro). Und Apples anhaltendes Versagen beim Implementieren großer KI-Funktionen drückt in China seit Monaten die Absatzzahlen des iPhones, dem besten Pferd im Stall.

Um so bitterer, dass dem Konzern der für dieses Jahr erwartete KI-Befreiungsschlag misslang: Im April musste er seine KI-gestützte Assistentin Siri auf unbestimmte Zeit verschieben. Apple läuft nun seit Erscheinen von ChatGPT im Jahr 2022 dem KI-Trend im dritten Jahr hinterher. Vor diesem Hintergrund verfolgen Entwickler, Anwender, Fans und Medien um so gespannter, wie sich Apple doch noch ans KI-Ufer retten will. Sollte das gelingen, so hoffen Investoren, wird alles gut. Die neuen KI-iPhones würden Kunden in Massen anziehen und eine jahrelange Phase der Geräteerneuerung befeuern.

Doch einstweilen muss Apple den Abwärtstrend erst mal stoppen. Auf der Anfang Juni abgehaltenen Heimmesse für Entwickler, der World Wide Developers Conference (WWDC) gab es ungewohnt demütige Ansagen: Durchhalteparolen und Fleiß – zu wenig in den Augen mancher Kritiker.

Die Ultrakurzzusammenfassung: Es werde noch dauern, bis Siri endlich KI-getunt antwortet, die Zeit bis dahin will Apple mit mehreren kleinen KI-Ergänzungen, vielen Detailverbesserungen und einer renovierten Bedienoberfläche für iPhones, iPads und Macs überbrücken: Liquid Glass.

Mit Liquid Glas meint Apple Bedienelemente wie Icons, Knöpfe oder Menüs, die in den neuen Betriebssystemen teils transparent, jedenfalls aber plastischer und etwas kontrastreicher als bisher erscheinen. Alles zusammen soll die Wahrnehmung der wichtigen Dinge und damit den Umgang mit den Betriebssystemen erleichtern. Das Nachrichtenunternehmen Bloomberg glaubt, Liquid Glass sei gar ein Vorgriff auf das 2027 erwartete Jubiläums-iPhone und weitere Geräte, die zu größeren Teilen aus Glas bestehen werden.

Außerdem meldete die Firma die Nebensächlichkeit, dass sie künftig die Betriebssysteme mittels der jeweiligen Jahreszahl bezeichnen wird. Das gilt ab Herbst für iOS (iPhone), iPadOS (iPad), macOS (Mac), tvOS (AppleTV), visionOS (Vision Pro) und watchOS (Watch).

Beides, die überarbeite Optik und die geänderte Nummerierung, sehen Kritiker als Manöver, mit dem Apple von seinem KI-Versagen ablenken möchte. Doch es braucht nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, dass beide Themen zusammen mit einer mitdenkenden Siri keine Angriffsfläche geboten hätten, sondern bejubelt worden wären.

Zustimmung erntete Apple für eine Vielzahl kleiner, aber substanzieller Verbesserungen, von denen wir die wichtigsten zusammenfassen. Dazu zwei Bemerkungen vorweg: Drei Jahrzehnte nach Erscheinen von Windows 95 und dessen „Wählhilfe“ pflanzt Apple seinen Macs ein ähnliches Telefonie-Tool ein: Die Phone.app wird Bestandteil von macOS 26 und nutzt ein im selben WLAN eingebuchtes iPhone zum Telefonieren über die Mac-Lautsprecher und dessen Mikros. Die Frage drängt sich auf: Warum so spät, Apple?

Fast dieselbe Frage könnte man zum Thema Multitasking und iPadOS stellen: Ab iPadOS 26 haben Anwender freie Hand darüber, wie viele Fenster wo und in welcher Größe auf dem iPad-Bildschirm stehen. Allerdings dürfte die Firma damit nur gezögert haben, um eine Kannibalisierung der Mac-Verkäufe zu verhindern. Jetzt konnte sie dem Anwenderdruck anscheinend nicht mehr standhalten.