
Das neue VMware ist da: So will Broadcom die Nutzer überzeugen
Broadcom hat die Version 9.0 VMware Cloud Foundation (VCF) vorgestellt. Es handelt sich um das erste Major Release seit der Übernahme von VMware vor gut 18 Monaten. Zielgruppen sind mittlere und große Unternehmen und Organisationen, die ihre Anwendungen als Private Cloud betreiben möchten. Das kann ihre eigene Umgebung im eigenen oder gemieteten Rechenzentrum sein, bei einem VMware Cloud Service Provider, aber auch bei einem Hyperscaler wie AWS, Azure oder Google – diese Varianten sind aufgrund der neuen Lizenzportabilität möglich.
Die optimale Konfiguration einer VMware-Umgebung sowie deren effiziente Administration ist nicht trivial und erfordert viel Hintergrund- und Praxiswissen. In diesem fünftägigen Intensiv-Workshop erlernen Sie die Installation, Konfiguration und Administration einer vSphere 7+8 Umgebung sowohl über die grafische Oberfläche als auch über die Kommandozeile. Für die Übungen steht jedem Teilnehmer ein eigenes vSphere-System zur Verfügung.
Anmeldung und Tickets unter heise.de/s/4rnbm
Das früher präferierte Modell, über den mit AWS gemeinsam entwickelten Dienst VMConAWS die neuesten Funktionen und größten Funktionsumfang anzubieten, steht nicht mehr im Fokus. Die Zusammenarbeit mit den Hyperscalern existiert zwar weiterhin, aber nur als eine Option von vielen.
Strategisch gesehen hat sich die Partnerschaft mit AWS eher zu einem Wettbewerb gewandelt. Broadcom-CEO Hock Tan bemüht sich, VMware mit VCF als Gegenmodell zu den Hyperscalern zu etablieren: eine private Variante mit vergleichbaren Diensten, voller Souveränität und Kontrolle zu günstigeren Gesamtkosten, als sie laut Broadcom in der Public Cloud möglich seien.
Mittlere und kleinere Kunden, die nur an einem Teil der Features von VCF interessiert sind, sind für Broadcom jedoch uninteressant. Alternative Anbieter von Virtualisierung und Private Cloud im eigenen Rechenzentrum gelten im Unterschied zu früher nicht mehr als ernstzunehmende Konkurrenz – eine souveräne Alternative zur Public Cloud ist jetzt die Mission.
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Technisch ausgereift
Die Neuerungen von VCF9 können sich durchaus sehen lassen: Die Plattform wartet mit einer umfassend renovierten und vor allem deutlich besser integrierten Installations-, Administrations- und Nutzungserfahrung auf. Vorher eher separat zu administrierende Teile hat der Hersteller unter vereinheitlichten Benutzeroberflächen zusammengefasst – nun gibt es ein einziges, zentrales Dashboard für den Betrieb und eine weitere Oberfläche für Entwickler oder Anwendungsadministratoren.
Der neue VMware Cloud Foundation Installer soll die Bereitstellung einer VCF (oder VVF, der nächstkleineren Edition) von Grund auf oder als Upgrade einer bestehenden Umgebung einfacher gestalten als in vorherigen Versionen und gleichzeitig Kunden leiten, die Plattform in einem vom Hersteller validierten Architekturdesign aufzusetzen. Für Administratoren steht die neue VCF Operations Console bereit, die sämtliche Aufgaben unter einem Dach vereint – wichtig, um die typischerweise großen VCF-Umgebungen effizient administrieren zu können.
Für Nutzer der Plattform steht ferner die VCF Automation Console bereit, eine Weiterentwicklung von vorher separaten und aufwendig zu integrierenden Produkten wie Aria Automation oder Cloud Director. Auch unter der Haube hat der Hersteller diverse Innovationen in die VCF9-Komponenten eingebaut: verbesserte Speichereffizienz dank vSAN Global Deduplication, VPC-artige Bereitstellung von NSX-Netzwerken, die Unterstützung von Confidential Computing Ansätzen, die virtuelle Erweiterung des Hauptspeichers über NVMe (Advanced Memory Tiering for NVMe), Durchsatzbeschleunigungen im Datenpfad und weitere Detailverbesserungen, die für Kosteneinsparungen oder Beschleunigung sorgen sollen.
Andere Features wiederum fallen mit dem neuen Release weg: Die Speichertechnik vVOL ist noch unterstützt, aber für die Zukunft abgekündigt. Für Dells VxRAIL-Server steht VCF9 noch nicht zur Verfügung – und der vCloud Director, bislang eine zentrale Komponente für Service Provider, ist ebenfalls abgekündigt.
Fazit
Ungeachtet aller Kritik am Hersteller wegen seiner von vielen Kunden und Partnern als Affront wahrgenommenen Änderungen am Preismodell und Produkt- sowie Vertriebsstrategie, kann man zumindest aus Sicht der Technik am neuen VCF9 nur wenig kritisieren. Ob es tatsächlich aus betriebswirtschaftlicher Sicht deutlich günstiger als die Public Cloud zu betreiben ist, wenn man alle Kosten einbezieht, bedarf allerdings einer individuellen Untersuchung.
VCF9 ist seit Dienstag verfügbar: Berechtigte Kunden mit VCF-Lizenzen können die Software bereits vollumfänglich herunterladen, sämtliche Komponenten wie ESXi, vCenter und NSX können ebenfalls als Version 9.0 bezogen werden, die Release Notes mit einer Auflistung der Änderungen im Detail finden sich bei Broadcom.